// Antonia Steger  // 4. Juli 2012

Das Paradies auf dem Balkon

Wenn sich Städter mit ihrer Umgebung auseinandersetzen, legen sie immer häufiger Gärten an. Doch auch im kleinen Stil mit "balcony gardening" ist die Wiederentdeckung der Freude am Essen möglich.

Das zähe Weitermachen hat sich gelohnt: Mein Balkon beherbergt zum ersten Mal seit drei Sommern gesunde Pflanzen und kräftig wachsende Tomatensetzlinge. Das urban gardening, also Gärtnern in der Stadt, geistert schon lange durch das Internet und die Medien, mittlerweile ist es auch beim europäischen Publikum voll angekommen:



Die Kreativität, wie in der Stadt ganze Gärten angelegt werden, ist enorm und nimmt teilweise echt lustige Formen an. Was andere im grossen Stil aufbauen, ist aber auch auf dem eigenen Balkon möglich: Ein kleines Topfgärtchen gibt dir ein bisschen Bewusstsein über unsere Nahrungsmittel zurück.

Tönt klischeehaft? Möchtegern-weltverbesserisch? Öko-Sandaletten-gruusig? Das stimmt alles. Aber damit ist nicht erzählt, wie es sich anfühlt, wenn du deinen ersten Kräutertopf einrichtest, unbitteren Ruccola säst und nach ein paar Tagen bereits erntest und du dich als Luxus an einen Erdbeer-Setzling wagst.
  • Mein Essen hat viel mehr Wert, seit ich weiss, wie viel Pflege ein einziges Gemüse braucht. 
  • Nicht nur mein Verstand, auch mein Herz erfreut sich umso mehr am liebevoll aufgezogenen Essen, sogar das Kochen ist endlich wieder Genusskultur.
  • Meine von spanischem Gemüse entwöhnte Zunge wird durch neue Geschmacksexplosionen so richtig wiederbelebt. Da meine Tomaten noch auf sich warten lassen, sind es vor allem die vielen Kräuter, die mein Geköche verfeinern (Basilikumrisotto, zum Dessert in Zitronensaft und frischer Pfefferminze marinierte Beeren...).
  • Ich bin nun motiviert, auch ausserhalb meiner Töpfchen ein bisschen mehr auf das zu achten, was ich kaufe - und dafür auch mehr zu bezahlen. 
  • Es macht schlichtweg total Spass, vom Computer wegzugehen und in der Erde rumzuneuseln (auf dem Balkon muss man ja keine Angst vor Schnecken haben).
Ein Balkongärtchen verbessert nicht die Welt. Wir bleiben auch mit urban gardening und erst recht mit "balcony gardening" dieselben hungrigen Babies, die auf Mutti Migros' Brust angewiesen sind. Doch es ist wenigstens ein Anfang. Modeerscheinungen sind manchmal doch was Gutes.

Impressionen:

Balkontomaten
Sorgenkind Oregano
Kräuter und Luxus-Erdbeere
Basilikum (endlich) und Pfefferminze
Jungkräuter

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