// Antonia Steger  // 8. Juli 2012

"Das chame grille"

Coop sorgt mit seiner Grill-Kampagne für rote Köpfe bei Schwiizerdüütsche. "Tümmer äfach tsch tsch!"

Der TV-Spot dazu:



Abgesehen davon, dass der Spot unglaublich schlecht synchronisiert ist, funktioniert die Aktion laut Angaben des Geschäftsführers der Marketing-Agentur so gut, dass das charakteristische "Tsch Tsch" bereits im alltäglichen Sprachgebrauch für das Grillieren verwendet wird (was ich mir allerdings lieber nicht vorstellen möchte).

Der Stein des Anstosses war jedoch eine etwas eigentümliche Entscheidung der Agentur über die Wörter "grillen" und "grillieren". Laut Duden ist "grillieren" das Schweizerische Pendent zum "grillen", Woraus Coop folgendes hergestellt hat:
Coop-Sack, Original


Etwas merkwürdig erscheint das "Jetzt chame grille!", das einen schweizerdeutschen Satz mit einem  gefühlt hochdeutschen Wort kombiniert. Diese Entscheidung wurde  von verschiedenen Seiten bemängelt,was schliesslich auch seinen Weg in die Zeitungen fand. Noch seltsamer finde ich die Inkonsequenz, einen Satz wie "Für alles, was man grillieren kann" anzuschliessen. Warum im hochdeutscheren Teil das schweizerische Wort verwenden und umgekehrt?

Doch ist dies wohl ein Germanisten-Spleen und läuft in Gefahr, zur unsachlichen Diskussion über die Verhochdeutschung unserer Schweiz zu verkommen. Nehmen wir doch bis zum Beweis des Gegenteils an, dass in unserer Gesellschaft die Bilder wichtiger geworden sind als die Sprache und dass das "grillieren" einfach eine unmögliche Layoutvorlage abgibt:
Coop-Sack mit Schweizerischer Ehrrettung

Oder die Texter verfolgten das Verbot aus der Primarschule, zwei gleiche Wörter in kurzem Abstand zu nennen, etwas zu ernst. Oder aber die auf Apps, Twitter und Facebook abfahrende Werbeindustrie traut ihrem Publikum einfach keine längeren Wörter mehr zu. Recht haben sie vermutlich.

Nicht umsonst plädiert die Kampagne auf das "Tsch Tsch!", welches gleich beide Problemwörter einfach ersetzt. Wenn für Coop alles gut läuft, werden wir in Zukunft also keine Diskussionen über Hoch- und Schweizerdeutsch mehr führen, sondern weitaus häufiger so hübsche Satzkonstruktionen wie "Gömmer Bahnhof tsch tsch!" zu hören bekommen, was dann praktischerweise auch gleich global verständlich wäre.

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