// Antonia Steger  // 19. Juli 2013 0 Kommentare

Erasmus in Berlin

Dieser Comic entstand als Blog für das Schweizerische Kompetenzzentrum für Austausch und Mobilität.
Zum Anschauen auf das erste Bild klicken und durchblättern. 



















// Antonia Steger  // 10. Juli 2013 0 Kommentare

strangers passing by

This is not what you might think it is. These are just two strangers passing by.


// Antonia Steger  // 21. Mai 2013 0 Kommentare

The Artist is Kind of Present


// Antonia Steger  // 28. März 2013 0 Kommentare

BABETTE - im Zug

Das aktuellste Werk aus meiner digitalen Feder.




// Antonia Steger  // 9. März 2013 0 Kommentare

Berliner Skizze V

Besuch beim Trödelmarkt in Treptow. Die Verkäufer sahen aus, wie wenn sie mich gleich mit Lampenschirmen, Elektrokabeln und Wasserhähnen bewerfen würden. Was ihnen halt grad unter die Finger kommt.
Danach einstündige Fahrt auf der Ringbahn unter trübem Himmel. Erkenntnis: Berlin sieht von schräg oben überall gleich aus. Berlin ist alles andere, aber einfach nicht schön.
Und Street Art und so 'n Gedingsel in aller Ehre; aber an einem not-so-much-feel-good-day geh'tma die Böarlina Graffitiwut nua noch auf'm Sack. Is' aba ooch wahr, Alta.

Sowas in der Art und dies 30x vervielfacht findet sich im Trödelmarkt Treptow
ah!

oh!

so orjnell, na sowat!

na, hia ooch?

dat gloob ick ja nöscht!

wunnabahr!

KÜNSTLA!

// Antonia Steger  // 6. März 2013 0 Kommentare

Berliner Skizze IV

Comicladen in Kreuzberg

Comicladen am Prenzlauerberg

// Antonia Steger  // 5. März 2013 0 Kommentare

Berliner Skizze III

Berlin ist ausufernd flächig. Doch dessen Bewohner scheinen leere Flächen kaum auszuhalten. Als Gegenreaktion findet sich überall grosszügige Kleinteiligkeit.

Mein mosaikbestückter Hauseingang
Man geht ausschliesslich auf Pflasterstein in allen Variationen
Der Astronaut sowie das Gekritzel am unteren Rand brechen die Schnittfläche des Hauses
// Antonia Steger  //  0 Kommentare

Berliner Skizze II

Zwischen brüllenden Strassen eine Insel der Geruhsamkeit. Das Gefühl, auf einem der sympathischsten Friedhöfe der Welt zu sein. Auf vielen Gräbern liegt altes Laub.

Berliner Friedhof (unbekannt, da verirrt), 4. März 2013
// Antonia Steger  //  0 Kommentare

Berliner Skizze I

"Du Kalle, wo kann ich denn Zahnpasta kaufen? Im Schlecker um die Ecke?"
"Aber Antonia... Der Schlecker is' ja schon lange konkurs gegang'n!"
"Oh - ich dachte nur, weil das Schild noch hängt..."

Berlin, 4. März 2013

// Antonia Steger  // 29. Januar 2013 1 Kommentare

kompliment


// Antonia Steger  // 7. Januar 2013 0 Kommentare

The Hobbit - 3D hfr

Ein etwas wehmütiger Bericht.


Nach dem Motto "besser zu spät als nie" wagte ich mich an The Hobbit - und entgegen meinen Überzeugungen in 3D. Die gute Nachricht vorweg: Die Geschichte ist wieder episch. Man zittert im Bösen, schwelgt im Guten und darf zu den grossen Gefühlen stehen, denn die sind hart erkämpft. Die Bilder sind ebenso schön wie in The Lord of The Rings und die fast drei Stunden gehen schneller vorüber als befürchtet.

Doch. Ach...

Die Bilder sind halt nur gleich schön. Sie sind zur Genüge aus der ersten Trilogie bekannt, fast bis zur Verdoppelung wiederholt. Ein Remake von alten Erfolgen, ohne Mut und neue Vision. Und BITTE, BITTE wage es einmal ein Regisseur, einen 3D-Film ohne Rutschbahn-Szene zu drehen! Echt jetzt.

Die einzige (nicht-technische!*) Innovation in The Hobbit ist auch leider gleich zum Davonlaufen: tief amerikanisierte Witze und Gesten, die den so grossen Epos unpassend humorisieren sollen. Hier ein "lustiger" Spruch Gandalfs über die Erfindung des Golfsports - da der tolpatschige Braune Zauberer, der Insekten statt den erwarteten Gedanken aus seinem Mund zieht - gleich daneben ein vermenschlichter Baby-Igel - ein Ork, der bereits enthauptet noch in bester Miley Cyrus oder Shrek-Manier die Augen rollt, bevor sein Kopf schliesslich in die Tiefe fällt... All dieses Cartoonisierte, dieser verkindlichte Gestus ist jeweils leider nur lächerlich.

Jetzt verstehe ich immerhin die Reaktion einer guten Freundin: "Ich liebe halt Tolkien - darum mag ich auch The Hobbit", dies sagte sie zögernd über einem Glas Wein und mit einem schmerzenden Glitzern in den Augen.  

* Wer sich in die technische Innovation der hfr (high frame rate) und deren ästhetische Auswirkung vertiefen will, dem sei der vielbeachtete Blogbeitrag von Vincent Laforet ans Herz gelegt: Er vertritt die These, dass die neuste Super-Technologie gerade durch ihre Überklarheit die Magie des Filmes raubt. (Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor!) The Hobbit 2 plane ich jedenfalls wieder in 2D zu schauen...
// Antonia Steger  // 25. November 2012 0 Kommentare

Animal Collective

Radikale Musik - und erst noch erfolgreich

Die Bühne des X-TRA ist mit einem zahnbesetzten Mund geschmückt, ein Schlund quetscht sich bunt bis nach hinten. Es wird kaum klar, ob der Mund die Bühne oder die Bühne den Mund verschluckt. Animal Collective ist sich eindeutig auch grössere Bühnen und dichter gefülltere Säle gewöhnt. Das Faszinierende ist bloss: Warum?

Animal Collective @ X-TRA Zurich
Animal Collective @ X-TRA Zürich
Animal Collective wirkt erst mal anstrengend: Strobolicht und psychedelische Visuals fordern das Publikum genüsslich heraus, bevor das Konzert überhaupt beginnt. Und dann treten sie auf. Ihre Musik reisst ab dem ersten Ton fast jede Grenze nieder, die man so kennt.

Ein fulminanter Genre-Mix, der praktisch nicht zu beschreiben ist: psychedelische Folk-Pop-Avantgarde mit Punkeinfluss und sakralen Elementen, kombiniert mit experimental Electro und abstraktem Techno. Trotzdem und gerade deswegen hat Animal Collective damit einschlagenden Erfolg.

Die Bühnenshow der Bandmitglieder ist minimalistisch. Glück hat, wer im Konzert direkt vor Avey Tare steht, der ohne die kleinste Affektiertheit eine aggressiv-coole Energie verschleudert und mit seinen gelben Wollsocken unter schwarzem Overall komisch tiefgründig wirkt. Die Musiker verausgaben sich in reinster Konzentration - und die ist auch nötig.

Animal Collective spielt radikale Musik. Dies merkt derjenige, der tanzen will: Rhythmus ist zwar da, aber was für einer! Ein in viele Stimmen aufbrechender, sich verschiebender, Haken schlagender, übereinander gelagerter Beatteppich, der eher abstrakte Gebilde in die Halle zaubert als Feuer in die Beine schleudert. 
Doch man möchte wirklich, man möchte so gerne tanzen! Man muss dieser Musik neue Bewegungen erfinden und vielleicht klappt dies am hemmungslosesten zu Hause im eigenen Zimmer. Denn einmal darauf eingelassen, ist es schwierig, sich diesem Sog zu entziehen.


Die Musik von Animal Collective ist ein wunderbares Weihnachtsgeschenk: Durch und durch gute Musik und gleichzeitig ein Kompliment an den Beschenkten. Denn bewundernswert ist derjenige, der sich darauf einlassen kann.
Für Neueinsteiger sei "Merriweather Post Pavilion" empfohlen, welche als die zugänglichste ihrer Platten gelten darf. Für ältere Fans natürlich die neue Platte "Centipede Hz", mit welcher die Grenzerfahrungen deutlich gesteigert weiter gehen.  

Zu kaufen beim CD-Händler Deines Vertrauens.  
Online bereits ab 13.90 CHF.
// Antonia Steger  // 11. November 2012 0 Kommentare

"J. C. Acquefacques", Marc-Antoine Mathieu

Comicserie, 1990-2005. 

Einige Geschenke haben es wirklich verdient, verschenkt zu werden. 

Der Morgen - im Zimmer so gross wie ein Kleiderschrank - beginnt jeweils mit einem absurden Traum. Raum, Zeit, Logik werden auf den Kopf gestellt, Julius Corentin Acquefacques fällt aus jedem gewohnten Rahmen und dann vor lauter Schreck aus dem Bett. Doch nie kann er sich sicher sein:

Ist er nun wirklich wach oder träumt er weiter?
In welch abstruser Welt wird er heute wieder landen?

An einem Tag bekommt der brillenbesetzte Beamte Umschläge zugeschickt, aus denen sein eigenes gezeichnetes Leben herausflattert. Ein ander Mal verliert er aus Versehen den Fluchtpunkt und bringt damit die Welt um ihre dritte Dimension. Oder er muss dem Mysterium auf den Grund gehen, warum eines Morgens plötzlich ein Doppelgänger im selben Zimmer aufwacht...

Doch die Comicreihe regt nicht nur schwindelige Gedanken über den Raum und die Zeit an. Wie nebenbei erzeugt sie auch die genialsten Bilder von Wohnungsknappheit. Die Figuren sind solch rasender Enge ausgesetzt, dass Alltag nur noch mit viel Zynismus und Phantasie funktioniert. Vielleicht ist J. C. Acquefacques (rückwärts ausgesprochen: "Kafka"!) eigentlich nicht nur "Gefangener der Träume", sondern auch etwas Flüchtling aus der eigenen, engen Zeit.

Der Zeichner Marc-Antoine Mathieu hat eine Welt erschaffen, die er mit jedem Band neu ins Wanken bringt. Mit unglaublichem Witz fordert er das Medium Comic heraus, bastelt und durchlöchert seine Seiten, lässt seine Figuren virtuos in allen Realitätsebenen aus- und eintreten und zwingt dem Leser auch schon mal eine 3D-Brille auf. Ein unfassbar intelligenter Spass.
Quelle: reprodukt.com
Quelle: reprodukt.com

Gekauft im Comics-Shop Zürich, www.comics-shop.ch
Beim Verlag Reprodukt erschienen: 
Der Ursprung (ca. 15.- CHF)
Die Vier F... (ca. 15.- CHF)
Der Wirbel (22.- CHF)
Die 2.333. Dimension (22.- CHF) 
Bei Entscheidungsschwierigkeiten: Der erste Band, "Der Ursprung", ist empfehlenswert für den Anfang
// Antonia Steger  // 29. Oktober 2012 2 Kommentare

Verweilen im Gehen

Was passiert, wenn man geht, ohne Ziel?

Gottseidank schneite es am Sonntag. Auf das Herbstlaub in allen Rosttönen legte sich der frühe Schnee wie tief herauf scheinendes Licht und leuchtete still in den grauen Nebeldeckel hinauf. Und wir gingen hindurch.
Marie-Anne Lerjen, Expertin für Gehkultur, experimentierte im Rahmen von "Zürich liest" einen Spaziergang in der Dämmerstunde des grossbürgerlichen Zürichs. Wir besuchten nichts, gingen ohne Erwartung. Nur manchmal schlüpften wir in öffentlich versteckte Pärke, begegneten im Vorbeistreifen seltsam ruhenden Villen. Ab und zu gaben literarische Zitate unserer einfachen und unerwartet schönen Tätigkeit kleine Impulse. Das enge Zusammenrücken um Marie-Anne Lerjen, um die Texte besser zu hören, die sie eigentümlich urchig-verschmitzt aufblitzen lässt... Manchmal kryptisch, doch das Gehen gab Raum, dem Nachhall nachzuhören.
Man ahnt die Erleichterung, einfach zu gehen, auch den Weg nicht als Ziel sehen zu müssen. Regung zu produzieren, den Blick frei zu schweifen, Erinnerung von den Wegen abzulösen. Bilder in den Raum in sich drin fallen zu lassen, wo sie Anregung auslösen und zurückfliessen in die Bewegung, bei der einer der Füsse immer auf dem Boden bleibt. Die Zeit dieser Villen ist nicht dieselbe wie unsere, wir durchstreifen aber doch dieselbe eine Zeit, die auch ohne uns immer fortzuschreiten scheint. Der ungewohnte Zauber entlud sich dann ganz auf der Hohen Promenade, wo zwischen dem Licht und dem Nebeldeckel, nach so langer Zeit, zwischen uns die bürgerlichen Geister immer noch in ihren Sonntagsgewändern stolzierten. Wäre die Kälte nicht gewesen, man hätte noch länger im Gehen verweilen mögen.
// Antonia Steger  // 27. September 2012 0 Kommentare

Semestermassenstart


Punkt Montag vereinnahmt eine Flut von Schuhen die ehrwürdigen Hallen des Wissens hoch über der Stadt. Ärsche stossen aneinander, Brüste werden präsentiert, frische Haarfarben schimmern schüchtern. Hüte, tief in die Stirn gezogen, runde Brillen und herausfordernde Gesten. Körperdüfte durchfluten die Luft, die schon durch abertausende Lungen gegangen ist und an diesem Montag ihre Zirkulation wieder aufnimmt. Im feuchten Biotop der elitären Partnervermittlung mäandriert die Masse in einem Erguss um ihre Ballungszentren, nur langsam und in höchster sozialer Ekstase gerinnt sie zäh in ihre betrieblich organisierten Säle und Zimmerchen.
// Antonia Steger  // 21. September 2012 0 Kommentare

blutendes Näschen

… verdammt, ich stinke. Scheiss Busfahrt … Septemberhitze? Schon bald am Ende … meine Füsse schmerzen… nein, ich sitze nicht ab. Ich stinke. Die iPod-Musik nervt … woher bloss… ach, der Schnösel, trägt der doch glänzende Hosen, pfff… Umweltbelästigung, sein scheppernder R&B… sei mal nicht so stinkig, der merkt das wohl gar nicht… naja, es nervt halt trotzdem… hihi… einmal hat ein Buschauffeur wütend zum Mädchen gesagt, sie solle mal … die Musik lenke ihn vom Fahren ab, sie solle doch abschalten … ihre Schuhe hatte sie auf dem Sitz … der Schnösel soll doch jetzt auch abschalten. Er nervt. Lautsprecherdurchsage „Schwert“, ah, bald zu Hause. Ach, der Schnösel steigt aus, nimmt seine Scheissmusik mit, pfiuh … Gottseidank … nö, bin nicht gläubig...
FUCK!
// Antonia Steger  // 20. September 2012 0 Kommentare

The Imposter - Dokumentarfilm am ZFF

Glaube kann keine Berge versetzen, aber - wie im Fall einer trauernden Familie aus Texas - den verlorenen Sohn wiederbringen. 


Der Dokumentarfilm The Imposter läuft zur Zeit am Zürich Film Festival und erzählt die Geschichte eines Franzosen, der eine fremde Identität stiehlt. So macht er eine amerikanischen Familie glauben, er sei ihr seit 3 Jahren vermisste Sohn. Sein Betrug klappt - auch wenn er plötzlich einen französischen Akzent spricht, eher wie 23 denn 16 Jahre aussieht und ja, seine Augen mysteriöserweise ihre blaue Farbe verloren haben und tiefbraun geworden sind.

Er kommt mit seinem Betrug durch, weil die Familie verzweifelt an diese Realität glauben will.

Weil die Mutter ihren Sohn, die Schwester ihren Bruder vermisst. 

Punkt.

Ein Kratz an der Oberfläche, ein kleines Aufblitzen unglaublicher, menschlicher Vorgänge, Punkt. Der Film nähert sich dem Betrüger keinen Zentimeter an, die FBI-Agentin und alle anderen Figuren des Staatsapparates bleiben seltsam unlogisch handelnde Schemen, selbst die betrogenen Familienmitglieder wirken wie platte Schauspieler. Der Film kommt nicht an die Emotionen ran, nicht an die Gründe für die Handlungen, ja nicht einmal an die Motive, an diesem Film mitzumachen.

Eine Bruchstelle im Gewöhnlichen, eine Andeutung einer unglaublichen Geschichte: Punkt. Denn es werden nur die Handlungsstränge nacherzählt, zunächst langsam, dann Haken schlagend, sprunghaft hinklatschend, dass die Augen sausen. Keine schöne Dramatik, keine mutige Dramalosigkeit. Der Film überzeugt weder als Spiel- noch als Dokumentarfilm, erst recht nicht als etwas dazwischen.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer, Dokumentation einmal anders zu erzählen. Doch dann: Punkt. Ernüchterung. Allzu schön nachgedrehte Bilder, allzu gut ausgeleuchtet, der Regen begiesst den kleinen Betrüger im dramatischen Moment in Kübeln, allzu sauber, einfach glatt. Es entsteht keine Authentizität, sondern unendliche Distanz. Distanz, die mit nichts Anderem aufgewogen wird. Auch nicht mit dem Rätseln des Zuschauers, ob das eigentlich wirklich eine wahre Geschichte sei. Es war mir am Schluss auch einfach egal.
// Antonia Steger  // 15. September 2012 0 Kommentare

The Fuck Hornisschen Orchestra

Slam-Poetry-Musik mit Instrumenten aus Ein-Euro-Shops, vorgetragen von einem geerdeten Brummelbären und einem enthusiastischn Springfrosch.

Sonntag, 16. September, Rote Fabrik
Tür 19.30, Eintritt 20.-/10.-, Link


Mit seiner neuen Tour "Hoffnung 3000" hat das Duo The Fuck Hornisschen Orchestra ein Programm auf die Beine gestellt, das auf der Bühne aus Enthusiasmus nur so kracht. Mit Billiginstrumenten und den lustigsten Gadgets aus Ein-Euro-Shops singen sie sich durch die gesamte Musiklandschaft - von Schlager bis Techno, eingebautem Rap bis zum Höhepunkt: einer DJ Bobo-Persiflage.

Nicht dumm, aber auch nicht intellektuell. Keine Kunst, kein reiner Klamauk. Wo CocoRosie mit ähnlichen Billiginstrumenten eine irisierende Pop-Folk-Kunst entstehen lassen, zelebriert The Fuck Hornisschen Orchestra die komödiantische Ironie. Immer wieder necken sie sich, lachen herzhaft über sich selbst. Sie bringen keine hochtrabenden Gedanken auf die Bühne, sondern feiern ein bestimmtes Lebensgefühl. Improvisation ist dabei zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber immerhin Programm.

Das Schönste an der reichhaltigen Show ist der ungebrochene Enthusiasmus. Christian Meyer performt ein Feuerwerk aus Tanzeinlagen, wechselt die Instrumente am Laufmeter und schiesst eine überdrehte Fröhlichkeit ins Publikum. Julius Fischer erdet das Ganze mit einer lustigen Brummelbärigkeit. Das braucht es. Denn keinen von beiden würde man einzeln lange aushalten, zusammen entfesseln sie jedoch Energien, die anstecken.

Dieser Charme, den sie trotz wachsender Bekanntheit nicht verloren haben, trägt das Programm. Wenn die Freude stimmt, wenn sie ansteckt, tröstet das über das Gefühl hinweg, dass bei einzelnen Songs noch mehr herauszuholen gewesen wäre. Aus den Instrumenten oder den Texten. In Erinnerung bleibt das komödiantische Talent des Billigen und die Leidenschaft, damit zu basteln. 
// Antonia Steger  // 5. September 2012 1 Kommentare

Die Erotik der Teletubbies

Erotische Doppeldeutigkeiten im Kinderfernsehen und hysterische Strafen amerikanischer Häftlinge: Zwei Beispiele, welche eine unlogische Normierung der Sexualität zeigen.

"Hast du schon gemerkt, wie erotisch aufgeladen die Teletubbies eigentlich sind?" An dieser Frage einer guten Freundin ist was dran: Sämtliche Namen - Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa, Po - haben im Englischen eine sexuelle Konnotation. Die dicken Pos der Teletubbies werden in Szene gesetzt, passend zum Gebrabbel dieser knallbunten Wesen, das streckenweise nach zweideutigem Stöhnen tönt. Sie schmusen und kullern übereinander und sehen dabei aus wie nervige Lolitas. Von den phallusartigen Auswüchsen auf ihren Köpfen und den Furzgeräuschen der Lautsprecher gar nicht zu sprechen.

Die Teletubbies haben tatsächlich auch bei Erwachsenen für Furore gesorgt, wie Wikipedia weiss: Teletubbies werden für ihre psychedelischen Qualitäten verehrt, von Konservativen als schwul gekennzeichnet und nicht zuletzt bei den Simpsons in den Schrein der Populärkultur aufgenommen.
// Antonia Steger  // 22. August 2012 0 Kommentare

Das Hipster-Phänomen

Warum alle den Hipster hassen, obwohl es ihn nirgends gibt und auch du einer bist.

Der Hipster ist entweder das „horn“brillen tragende Hassobjekt mit Jutesack und Karohemd oder ein Objekt der Begierde im Internet. Mit einem Video begann diese hoch emotionale Polemik:


Die ganze Welle an Emotionen ist damit zusammengefasst, nothing to add. Doch spannender finde ich, einen Versuch für das Verständnis des Phänomens zu starten. Die Gesellschaft, in der das Hipstertum entstand, ist nämlich ziemlich paradox:
  • Seit man merkte, dass Gott nur eine Idee von uns Menschen ist, hat die Befreiung angefangen. Wir haben gelernt: Realität, Wahrheit, unsere Identität wird durch menschliche Prozesse erzeugt. 
  • Andererseits merken wir immer mehr, dass nicht wir es sind, die diese Prozesse bestimmen. Sie werden global über Institutionen, Politik und vor allem die Wirtschaft gesteuert. Kaum hatten wir die Macht über unsere Realität, kam sie uns brutal abhanden.
Was bleibt? Wir uns selbst. Ich habe die Macht über mich und vor allem über mein Bild. Ich bestimme, was andere in mir sehen sollen: Welches Produkt soll aus mir werden? Selbstvermarktung gehört heute zentral in jedes Leben. Der Hipster ist sich dieser Tatsache vollkommen bewusst. 

Der Hipster als Skala, oder: Ich brauche Nachhilfe in Photoshop.

Der Hipster ist jedoch kein Typ Mensch, sondern eine Skala. Am extremen Ende steht der „echte“ Hipster, der die Selbstdarstellung perfektioniert hat. Das sind die Verrückten, wie es eine mild aussergewöhnlich gekleidete Dame auf Zürichs Strassen einst ausgerufen hat: „Gehe nach New York, dort sind sie craaaazy!“ Das sind diejenigen, die alles schon vor dir wissen und alles weggeworfen haben, wenn du es erst mal entdeckt hast.
Der „echte“ Hipster zeigt sich wirklich unkonventionell, unverkennbar. Tattoos als individuelle Bemalung und immer wieder Mode, Mode, Mode. Dies schlägt natürlich schnell in Arroganz um. „Ich bin so anders als ihr, das heisst, ich bin besser.“ Dies ist zu bewundern oder zu hassen, aber logischerweise schwierig zum Gernhaben.
Der Hipster-Hass würde jedoch nicht so kräftig lodern, wenn sich die Hassenden selbst nicht davon betroffen fühlten. Nochmals: Der Hipster ist kein Typ Mensch, sondern eine Skala. Jeder ist ein bisschen Hipster. Es kommt kaum ein Mensch in unseren Kulturkreisen um die Selbstvermarktung herum, jeder ist genötigt, sich irgendwo auf dieser Skala zu verorten. Dabei entsteht ein dröhnender Wettbewerb. Von Neid bis zum arroganten Blossstellen des Anderen, um sich besser zu fühlen – so kochen die Gefühle hoch, weil man selbst Teil der Diskussion ist.

Das Paradox: verwechselbare Unverwechselbarkeit

Menschen, die sich auf Selbstvermarktung spezialisieren, möchten unverwechselbar sein. Dass dies manchen weniger gut gelingt als anderen, sollte nicht verwundern. Interessanter finde ich, dass hier wohl die erste kulturelle Bewegung entsteht, deren Teilnehmer sich nicht zu dem bekennen, was sie sind. Sie stehen mit Gleichgesinnten im Wettbewerb und haben deswegen den Reflex, sich von ihnen zu distanzieren. Die Nächsten werden zur Gefahr, da sie einem zu ähnlich sind. Darum wird auch immer wieder hämisch belächelt, dass sich die Hipster in ihrer Individualität alle gleichen. Damit sind sie – etwas plump – in ihrem Zentrum getroffen. Doch die Kritiker kritisieren damit auch gleich sich selbst.

Jedenfalls ist es falsch, von „ihnen“ zu reden. Ich bin selber Teil der Skala und ich kenne die Stiche beim Anblick besser Angepassten, das heisst der besseren Selbstdarsteller. Ich kenne auch die Stiche, die für eine Zürcherin Städte wie Berlin und London erzeugen. Andererseits kenne ich auch die Lust daran, allzu Bemühte zu belächeln. Dabei sind wir alle so angreifbar, weil wir uns kaum zusammenschliessen können. Weil wir nicht als Bewegung, sondern als Einzelkämpfer durch die Welt kullern mit der Illusion, unsere Uniformierung ignorieren zu können. So will jeder den Hipster im Nachbarn erkennen, doch bei sich selbst hört man mit dem Denken auf.
// Antonia Steger  // 18. August 2012 1 Kommentare

Traumberuf Bürogummi?

Wichtige Denker entwerfen ein Weltbild, in dem alles stetig in Veränderung ist und sogar die Wahrheit von Menschen hergestellt wird. Unsere idealisiertesten Traumberufe zeigen jedoch, dass wir uns trotzdem nach klaren Zielen sehnen.

Die letzten grossen Denker, die seit den 1970er Jahren breiten Einfluss auf unser Welt- und Menschenbild haben, sind Michel Foucault und Jacques Derrida, zwei schillernde Personen und zu Lebzeiten Medienstars. Die darauf losgetretene Denkströmung wird häufig etwas vage unter dem breiten Begriff Poststrukturalismus zusammengefasst.

M. Foucault, der homosexuelle Allesdenker,
der sich nicht um Konventionen scherte und eine
Geschichte des Wahnsinns schrieb (Bild: Internet)
J. Derrida, der seinen eigenen Anblick im Spiegel
ein Leben lang nicht ertrug und fast unverständliche
Texte publizierte (Bild: Steve Pyke)

Diese Denker entwerfen Weltbilder, die von der Auflösung aller Sicherheiten erzählen: Wörter haben keine eindeutige Bedeutung, sondern variieren je nach Sprecher, Situation und sogar Hörer; Wahrheit gibt es nicht im alten Sinn, sondern wird jeweils von den Menschen hergestellt und wandelt sich darum ständig; es gibt keinen idealisierten Zustand, von dem wir alle herkommen, ebenso gibt es kein Ziel. Ja, alles ist ein Spiel von Veränderungen.
Wie man dazu stehen soll, ist uns selbst überlassen: Wir können dieses Fest entweder feiern oder  darüber jammernd zugrunde gehen. Und doch bin ich mir manchmal nicht sicher, wie weit ein solch wandelndes Weltbild tatsächlich bei uns angekommen ist. Leben wir das Fest der Unfestigkeiten? Welche Sicherheiten brauchen wir?