// Antonia Steger  // 20. September 2012

The Imposter - Dokumentarfilm am ZFF

Glaube kann keine Berge versetzen, aber - wie im Fall einer trauernden Familie aus Texas - den verlorenen Sohn wiederbringen. 


Der Dokumentarfilm The Imposter läuft zur Zeit am Zürich Film Festival und erzählt die Geschichte eines Franzosen, der eine fremde Identität stiehlt. So macht er eine amerikanischen Familie glauben, er sei ihr seit 3 Jahren vermisste Sohn. Sein Betrug klappt - auch wenn er plötzlich einen französischen Akzent spricht, eher wie 23 denn 16 Jahre aussieht und ja, seine Augen mysteriöserweise ihre blaue Farbe verloren haben und tiefbraun geworden sind.

Er kommt mit seinem Betrug durch, weil die Familie verzweifelt an diese Realität glauben will.

Weil die Mutter ihren Sohn, die Schwester ihren Bruder vermisst. 

Punkt.

Ein Kratz an der Oberfläche, ein kleines Aufblitzen unglaublicher, menschlicher Vorgänge, Punkt. Der Film nähert sich dem Betrüger keinen Zentimeter an, die FBI-Agentin und alle anderen Figuren des Staatsapparates bleiben seltsam unlogisch handelnde Schemen, selbst die betrogenen Familienmitglieder wirken wie platte Schauspieler. Der Film kommt nicht an die Emotionen ran, nicht an die Gründe für die Handlungen, ja nicht einmal an die Motive, an diesem Film mitzumachen.

Eine Bruchstelle im Gewöhnlichen, eine Andeutung einer unglaublichen Geschichte: Punkt. Denn es werden nur die Handlungsstränge nacherzählt, zunächst langsam, dann Haken schlagend, sprunghaft hinklatschend, dass die Augen sausen. Keine schöne Dramatik, keine mutige Dramalosigkeit. Der Film überzeugt weder als Spiel- noch als Dokumentarfilm, erst recht nicht als etwas dazwischen.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer, Dokumentation einmal anders zu erzählen. Doch dann: Punkt. Ernüchterung. Allzu schön nachgedrehte Bilder, allzu gut ausgeleuchtet, der Regen begiesst den kleinen Betrüger im dramatischen Moment in Kübeln, allzu sauber, einfach glatt. Es entsteht keine Authentizität, sondern unendliche Distanz. Distanz, die mit nichts Anderem aufgewogen wird. Auch nicht mit dem Rätseln des Zuschauers, ob das eigentlich wirklich eine wahre Geschichte sei. Es war mir am Schluss auch einfach egal.

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