// Antonia Steger  // 21. September 2012

blutendes Näschen

… verdammt, ich stinke. Scheiss Busfahrt … Septemberhitze? Schon bald am Ende … meine Füsse schmerzen… nein, ich sitze nicht ab. Ich stinke. Die iPod-Musik nervt … woher bloss… ach, der Schnösel, trägt der doch glänzende Hosen, pfff… Umweltbelästigung, sein scheppernder R&B… sei mal nicht so stinkig, der merkt das wohl gar nicht… naja, es nervt halt trotzdem… hihi… einmal hat ein Buschauffeur wütend zum Mädchen gesagt, sie solle mal … die Musik lenke ihn vom Fahren ab, sie solle doch abschalten … ihre Schuhe hatte sie auf dem Sitz … der Schnösel soll doch jetzt auch abschalten. Er nervt. Lautsprecherdurchsage „Schwert“, ah, bald zu Hause. Ach, der Schnösel steigt aus, nimmt seine Scheissmusik mit, pfiuh … Gottseidank … nö, bin nicht gläubig...
FUCK!

Ein Ruck, der Schnösel wirft die Arme hoch… was… er schaut aufs Trottoir… Auto in Vollbremse: „AI“, Appenzell Innerrhoden… blau, klein… blondes Kind… auf dem Hintersitz… Kennt der unsere Fussgängerstreifen nicht? … nein, nicht Zebrastreifen, kein FussgängerINNENstreifen, scheiss Berner Vorschriften… Fuck, dauert diese Vollbremse lange! Fuck, die Kinder rufen… Der Schnösel will hineilen, zögert… „AI“ steht still… still… nichts… niemand kreischt… der Schnösel schaut, schaut… ich sehe nichts, verdammt! Drei Kinder sammeln sich, bücken sich zum Boden, irgendwas ist… „AI“ fährt weiter… Fahrerflucht?? … Nö, nicht möglich… Schnösel läuft zögerlich davon… Die Kinder bleiben… der Bus fährt... da, ich sehe… ein gekrümmtes… Eichhörnchen, fuck… nur… nur sein blutendes Näschen leuchtet wie blöd, wie blöd spiegelt es die Abendsonne… Die Kinder allein, wir sind schon vorbei, Lautsprecherdurchsage „nächste Haltestelle Meierhofplatz“ … fuck, dieses leuchtende Rot im Sterben … irgendwie schön, hat der Schnösel seine Arme verworfen... die Kinder… fuck, können sie was anfangen, alleine mit diesem roten Näschen, so nah wie meine Fingernägel… dieses verdammte Rot im leblosen Körper… reiss dich zusammen…

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