// Antonia Steger  // 5. September 2012

Die Erotik der Teletubbies

Erotische Doppeldeutigkeiten im Kinderfernsehen und hysterische Strafen amerikanischer Häftlinge: Zwei Beispiele, welche eine unlogische Normierung der Sexualität zeigen.

"Hast du schon gemerkt, wie erotisch aufgeladen die Teletubbies eigentlich sind?" An dieser Frage einer guten Freundin ist was dran: Sämtliche Namen - Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa, Po - haben im Englischen eine sexuelle Konnotation. Die dicken Pos der Teletubbies werden in Szene gesetzt, passend zum Gebrabbel dieser knallbunten Wesen, das streckenweise nach zweideutigem Stöhnen tönt. Sie schmusen und kullern übereinander und sehen dabei aus wie nervige Lolitas. Von den phallusartigen Auswüchsen auf ihren Köpfen und den Furzgeräuschen der Lautsprecher gar nicht zu sprechen.

Die Teletubbies haben tatsächlich auch bei Erwachsenen für Furore gesorgt, wie Wikipedia weiss: Teletubbies werden für ihre psychedelischen Qualitäten verehrt, von Konservativen als schwul gekennzeichnet und nicht zuletzt bei den Simpsons in den Schrein der Populärkultur aufgenommen. Warum diese Begeisterung? Offenbar haben sich Erwachsenenthemen in eine Kindersendung eingeschlichen, mit der aber die meisten Menschen - ausser ein paar Konservativer - wunderbar klar kommen. Über die Erotik der Teletubbies findet sich jedenfalls nicht viel im Netz. Vielleicht liegt es daran, dass die Sexualität hier in einem fiktiven Rahmen spielt und verniedlicht werden kann. (Ein weiteres Beispiel, weil besonders der Gesichtsausdruck von "Puschel" nach dem Schwanzlecken (!) amüsant ist:)
Ein anderer Fall macht eine Dokumentation über ein amerikanisches Gefängnis deutlich. Dort tritt Sexualität in einem sehr realen Rahmen auf: Oft kommt es vor, dass Häftlinge vor den Wärterinnen masturbieren, unter anderem um sie zu provozieren. Das wird verständlicherweise nicht geduldet. Jedoch geht die Ablehnung jeglicher Sexualität so weit, dass sie in Hysterie umkippt. Bei einem Häftling werden pornografische Bilder gefunden. Strafmass dafür: 10-30 Tage Einzelhaft. Ich als europäische Zuschauerin kann diese Unverhältnismässigkeit ebenso wenig verstehen wie der Häftling selbst: Mit seinen Bildchen schadet er niemandem, ja es hilft ihm sogar dabei, die Sexualität soweit im Privaten zu halten, wie dies im Gefängnis möglich ist. Die Vehemenz, mit der die Wärterinnen gegen ihn vorgehen, drückt eine - typisch amerikanische? - Angst vor der Sexualität aus, ein Verlangen, sie vollständig als Krankheit zu behandeln, sobald sie real wird. (Die ganze Dokumentation findet sich hier:) 
Einmal taucht Sexualität an einem sonst sehr streng normierten Ort auf - in der Umgebung für Kinder - und wird mit keinem Wort erwähnt. Ein anderes Mal wird Sexualität als Grundbedürfnis des Menschen vollkommen aberkannt und streng bestraft. Nicht immer sind gesellschaftliche Normen mit Logik gesegnet. Doch das ist wohl auch nicht ihre Aufgabe. Für eine weitere Beschäftigung mit Sexualität als (unreine Krankheit?) lohnt sich der Dokumentarfilm Virgin Tales, in dem Väter ihren Töchtern bei einem Reinheits(!)ball ein Keuschheitsgelübte abnehmen und sich alle Beteiligten durch eine unglaubliche Fixierung auf die Keuschheit paradoxerweise ständig mit dem Thema Sexualität beschäftigen.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

http://www.youtube.com/watch?v=WCkWQtKcNx0

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